FOLGE 9

 
„Damals war diese Villa hier noch herrschaftlich und pompös, so wie auch ich einst herrschaftlich und pompös war.

Okay, mein Volk hält mich offiziell immer noch für herrschaftlich und pompös. Aber wie wir alle wissen, ist es total normal in einer Diktatur, dass man seinem Volk vorschreibt, was es offiziell denkt. Heimlich denken diese kleinen Biester doch was sie wollen.

Davon muss ich jedenfalls ausgehen. Denn ich kenne sie, ich kenne sie sehr gut. Zwanghaft breiten sie ihr ganzes Seelenleben vor mir aus. Schreiben sich Tag für Tag um Kopf und Kragen. Wie eine Armee von Bots, die nicht anders können als weiße Buchstabenschlangen vor grauschwarzem Hintergrund zu produzieren. Und da brauche ich gar nicht groß zwischen den Zeilen zu suchen, um zu wissen, was wirklich Sache ist. Sie fürchten mich, ja, aber sie halten mich auch für abgehalftert und heruntergewirtschaftet. Denn genau das bin ich ja auch. Zugrunde gerichtet von Trollen und Internetmobs. Doch dazu später mehr.

Ich lasse sie gewähren in ihrem liederlichen Denken. Das gaukelt ihnen ein bisschen Gedankenfreiheit vor. Außerdem sind sie zu unfähig, um zu putschen.“